Balou – trau, schau, wem

Foto: Sabine Stuewer

Unser Balou ist eine Schönheit von Hund und berührt schnell viele Menschenherzen. Seine kleine Seele lässt das leider nicht so schnell zu.
Er ist argwöhnisch Menschen gegenüber und möchte erst einmal Zeit bekommen, um mit ihnen warm zu werden.
Dann wird er lustig, spielt und tobt und ist ausgesprochen ausgelassen und fröhlich. Er liebt Spaziergänge, das Leben zu erkunden, zu schnüffeln und dann auch zu schmusen – ganz ruhig und fern jeglicher Hektik.
Der Hübsche beherrscht viele Grundkommandos, führt sie gerne aus und lernt ausgesprochen schnell Neues.
Mit Hunden ist Balou weitestgehend sehr verträglich, obwohl er im vorherigen Tierheim lange alleine leben musste. Sein Temperament ist gemäßigt, er mag im Auto mitfahren und schwimmen wie ein kleiner Fischotter.

Er sollte in seinem neuen Zuhause nicht zu viele Treppen steigen müssen wegen seines langen Rückens, was für die Gesundheit der Wirbelsäule nicht unbedingt förderlich ist.

Balou hat einige Besonderheiten, die der Vermittlung massiv im Wege stehen. Schönheit alleine reicht nicht aus, das wissen wir ja schon von Menschen. Balou neigt zu massiven Wutanfällen, wenn ihm etwas nicht passt. Das kann sein, dass es ihm plötzlich zu eng wird beim Schmusen oder eine Bewegungseinschränkung, weil er irgendwo nicht hin darf. In diesen Momenten flippt er aus wie ein wild gewordener Handfeger und lässt sich auch so schnell nicht beruhigen. Ohne Maulkorb gibt das Löcher im Menschen und das muss man einfach im Vorfeld wissen. Balou tut das nicht, weil er ein böser Hund ist, sondern, weil er niemals gelernt hat, Grenzen zu akzeptieren. Er ist ein unglücklich verwöhnter Schnösel um es kurz zu sagen.

Balou sucht ein kinderloses Zuhause, das ihn in Ruhe ankommen lässt und ihm seine nötige Privatsphäre gönnt. Er möchte nicht ständig rumgeschleppt und rumgezeigt werden. Er braucht klare, souveräne und wohlwollende Führung von Menschen mit Sachverstand und dann wird das auch was dem Zuhause für immer.

Da es diese Menschen nicht wie Sand am Meer gibt, gehen wir davon aus, dass Balou noch eine ganze Weile bei uns leben wird. In der Zwischenzeit trainieren wir täglich mit ihm.

UPDATE 05.11.2016

Pflegestellen Tagebuch Balou von seiner Gassigeherin

Der erste Tag war für Balou verständlicherweise sehr anstrengend und aufregend.
Er ging wie selbstverständlich ins Auto, die Treppen in den ersten Stock hinauf und auch in die Wohnung. Seinen Platz hat er (wie es sich für einen echten Prinzen gehört) etwas skeptisch aber dennoch wie selbstverständlich angenommen.
Und wo wir gerade bei seinem Platz sind: es ist nicht nur ein Platz, nein es ist seine Residenz, und dort darf sich nicht jeder nähern, eigentlich gar keiner. Denn Prinz Balou empfängt schließlich zur Audienz.
Ganz allgemein verhält sich unser Prinz vorbildlich in der Wohnung, ist stubenrein und markiert auch nicht. Er braucht ein ruhiges Plätzchen, von dem aus er aber dennoch alles im Auge hat. Hört er ein Geräusch im Treppenhaus, spitzt er die Ohren, läuft zur Tür und macht sich bemerkbar.
Das lässt sich aber gut unterbinden indem man ihn zurück auf seinen Platz schickt.
Mit Cira hat er sich nach ein paar Startschwierigkeiten gut arrangiert, begrüßt sie morgens auch und lässt es ohne Murren zu, dass sie sich ihm und mir nähert. Sie kann ihm gut und deutlich seine Grenzen aufzeigen die er von ihr anstandslos akzeptiert und gegebenenfalls das Feld direkt räumt.
In der Wohnung bewegt er sich frei, betritt aber ohne direkte Aufforderung keinen Raum indem man sich gerade aufhält. Er verlangt im Allgemeinen sehr nach klaren Regeln und Strukturen an die er sich halten kann, die ihm Sicherheit vermitteln.
Wird es ihm in einem Raum oder einer Situation zu viel oder zu eng, zieht er sich auf ein ruhiges und abgelegenes Plätzchen zurück.
Ruft man ihn zu sich, kommt er fröhlich anspaziert und genießt die Streicheleinheiten (vorzugsweise am Bauch). Er akzeptiert ein klares Ende ohne Murren.
Betritt eine fremde Person die Wohnung, nähert er sich freundlich und interessiert, lässt sich anfassen aber auch ohne Probleme auf seinen Platz zurück schicken.
Außerhalb der Wohnung benimmt er sich unauffällig. Er läuft entspannt durch die Stadt oder auf dem Feld entlang, ist sehr umweltsicher und orientiert sich an der Bezugsperson und falls vorhanden, an dem anderen Hund.
Das Einzige was er in seiner Umwelt nicht möchte sind Jogger. Aber auch hier gilt: wird er klar auf seinen Platz verwiesen lässt er auch Jogger ohne Probleme ihres Weges ziehen.
Begegnet ihm und seiner Bezugsperson draußen eine fremde Person (insbesondere wenn es dunkel ist), macht er sich groß, schirmt ab und bellt. Macht man ihm auch hier deutlich, dass der Mensch die Situation klärt, interessieren ihn fremde Menschen nicht mehr.

Ganz allgemein lässt sich über die paar Tage mit Balou sagen: was ein waschechter Prinz ist, weiß ich jetzt, und dass er von blauem Blute ist, lässt er einen deutlich spüren.
Er ist aber durchaus sehr freundlich und fröhlich, lässt sich gut in seine Schranken weisen und genießt jede Streicheleinheit ausgiebig. Er bindet sich an seinen Menschen und neigt dazu diesen abzuschirmen ist aber im Gegenzug bereit dem Menschen die Kontrolle zu überlassen wenn er diesen akzeptiert.
Balou steht sich selbst sehr im Weg, er möchte gerne Grenzen haben und kommt nur durch feste Strukturen zur Ruhe, kann es aber auf der anderen Seite noch nicht ganz akzeptieren sich an diese Grenzen halten zu müssen.
Ein Zweithund ist wahrscheinlich kein Problem für ihn, sofern dieser ihm deutlich zeigt wie weit er gehen darf.

Balou ist ein süßer kleiner Prinz der sich so gerne anpassen würde und einfach nur ein bisschen mehr Zeit und Geduld braucht als andere Hunde. Wenn man ihn aber so nimmt wie er ist und Grenzen ziehen und akzeptieren kann, ist er durchaus bereit der beste kleine Freund zu werden den es gibt.
Allerdings muss man auch sagen, das Balou seine Zähne sehr gut einsetzten kann, wenn ihm etwas nicht passt.